Seit einiger Zeit macht das Schlagwort einer neuen Lernkultur die Runde. Aber was ist damit gemeint? Und wie lässt sich diese neue Lernkultur erreichen? Diesen Fragen wollen wir ein Stück weit folgen und zunächst schauen, was diese neue Lernkultur überhaupt auszeichnet:
Neue Tools und Werkzeuge
Ein Aspekt sind die Tools und Werkzeuge: Natürlich sind darunter vertraute Medien wie Bücher, Zeitungen und Zeitschriften. Auch ist die Möglichkeit in Team-Meetings, Blogs und Foren oder über Videos zu lernen nicht mehr ganz neu und zum Beispiel auf YouTube schon länger zum Alltag geworden.
Aber es finden sich inzwischen auch ganz innovative Tools wie Barcamps, Brown Bags, Ted Talks, Experimente und Retrospektiven. Und schließlich geht es auch um neue Lernplattformen und Netzwerke.
Neue Methoden
Die neuen Formate brauchen auch neue Methoden. Im beruflichen Alltag ist eine On-demand-Verfügbarkeit wichtig und der Lernprozess sollte interaktiv gestaltet sein. Eine agile Herangehensweise erleichtert vieles, aber vor allem ist wichtig, dass die Lernenden freiwillig und nach individuellen Interessen und Wissenslücken vorgehen können.
Seit Corona ist auch klar, dass das Lernen in Zukunft deutlich digitaler wird – und auch noch stärker selbstorganisiert.
Eine neue Haltung
Besonders bedeutsam für die neue Lernkultur ist die Haltung, mit der wir uns auf diese Lernkultur einlassen sollten. Früher galt es, in der Schule und in der Ausbildung oder im Studium zu lernen und das reichte dann für die meisten.
Mit der Zeit der Computerisierung war es damit vorbei. Inzwischen heißt es lebenslang lernen, voneinander und miteinander lernen, das Arbeiten und das Lernen miteinander zu verbinden. Auch die Haltung Wissen zu teilen statt Wissen zu horten gehört zu dieser Lernkultur dazu – denn immer wieder Neues zu lernen ist ein zentraler Erfolgsfaktor geworden für eine Organisation und für den Einzelnen.
Warum überhaupt neues Lernen?
Für die Zukunftsfähigkeit einer Organisation spielt die Verfügbarkeit fachgerecht qualifizierter Mitarbeiter und damit deren Employability eine zentrale Rolle – und die Voraussetzung dafür ist die persönliche, fachliche und methodische Weiterentwicklung jeder und jedes Einzelnen.
Eine zukunftsfähige Lernkultur macht Wissen sichtbar, schafft Transparenz und eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit und fördert vor allem auch den Know-How-Transfer untereinander. Eine zukunftsfähige Lernkultur unterstützt zugleich auch die Entwicklung einer motivationsfördernden und leistungsorientierten Führungs- und Unternehmenskultur.
Für den Erfolg ist wichtig, dass Lernen ein positives und freudvolles Erlebnis wird, intrinsisch motiviert durch Neugier. Aber wie lässt sich das erreichen?
Die richtigen Rahmenbedingungen
Es gilt, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen für eine zukunftsfähige Lernkultur und das gleich auf mehreren Ebenen:
- die technische Ebene mit den grundlegenden technischen Voraussetzungen
- auf Führungsebene den nötigen Freiraum schaffen
- die Ebene der Selbstorganisation stärken
- auf kultureller Ebene eine Lernkultur fördern
Diese Rahmenbedingungen sind in einem agilen und iterativen Prozess zu schaffen, in dem Führungskräfte nicht mit „Push“-Methoden, sondern mit einer „Pull“-Strategie ihre Mitarbeiter*innen an Bord holen.
Eine zukunftsfähige Lernkultur ist als ein Framework zu verstehen, das die persönliche Haltung und Einstellung des Einzelnen ebenso berücksichtigt wie die mannigfaltigen Themen sowie die unterschiedlichen Methoden und Vorgehensweisen.
Für die Entwicklung einer zukunftsfähigen Lernkultur braucht es:
- ZIELE
Allen im Unternehmen muss klar und verständlich sein, warum Lernen wichtig ist, was die Organisation damit erreichen will – und was das Ziel für jeden Einzelnen ist.
- KULTUR
Die Unternehmenskultur muss bereit und offen sein für „Neues Lernen“. Das bedeutet: Weniger Kontrolle, dafür mehr Ermutigung und Transparenz. Es bedeutet zudem: Bereit sein aus Fehlern zu lernen und einen offenen, konstruktiven Umgang mit Fehlern pflegen.
- FÜHRUNG
Eine zentrale Aufgabe von Führung ist die Ermutigung, Förderung und Motivation von Mitarbeitern zum Lernen: Einerseits indem die Führung das Lernen selbst vorlebt und mit dem eigenen Lernprozess transparent umgeht. Andererseits indem sie Lernen als Selbstverständlichkeit im Team besprechbar macht und Freiraum gibt für das Lernen und die Entwicklung. Lernen muss explizit erlaubt sein!
- TECHNIK UND INFRASTRUKTUR
Die technischen Voraussetzungen für „Neues Lernen“ und für das Teilen von Wissen und Erfahrungen müssen geschaffen sein. Neben einer Lernplattform braucht es auch eine Kollaborationsplattform zum Austausch und zur Vernetzung, zum Beispiel über Zoom, Teams, Slack, Mattermost etc. Gleichzeitig brauchen alle Mitarbeiter*Innen die notwendige Medienkompetenz, um mit der Lern- bzw. Kollaborationsplattform gut umgehen zu können.
- INSPIRATION
Ob intern unter Kollegen oder extern: Inspirationen, auch abseits der Kerntätigkeit, fördern die Kreativität und die Innovationsfähigkeit, die Freude an Neuem und am Lernen.
- PERSÖNLICHE LERNKOMPETENZEN
Eigene Lernziele in Lerninhalte zu übersetzen und den Lernprozess zeitlich und räumlich eigenständig und individuell zu organisieren – dazu müssen Mitarbeiter*Innen in der Lage sein. Zeitmanagement und Selbstorganisation sind dabei genauso wichtig wie Selbstreflektion, d.h. den eigenen Lernprozess zu betrachten und für sich selbst zu bewerten.
- INTERNE NETZWERKE
Wissen ist das einzige, was sich vermehrt, wenn man es teilt. Gemeinsam und voneinander lernen muss das Credo lauten – und als Grundlage dafür braucht es eine abteilungs- und bereichsübergreifende Vernetzung.
In einem zweiten Teil erfahren Sie, wie eine neue Lernkultur erfolgreich umgesetzt werden kann. Verfolgen Sie dafür gerne unsere Social Media Kanäle und unseren Newsletter.