Das Know-why als Voraussetzung für Know-how

Zukunftsfähige Rahmenbedingungen schaffen

Im Rahmen der Transformation von der Industrie zur Wissensgesellschaft ändern sich auch die Formen der Zusammenarbeit rapide. Doch es ist nicht allein diese Transformation, die den Umgang mit und die Rahmenbedingungen für Wissenstransfer derart schnell verändern. Die junge Generation Y (1980 – 1995) ist geprägt von der Frage „Warum?“. Die Frage nach dem Sinn spielt die zentrale Rolle.

In der Tat sind altmodische Wissensmanagement-Konzepte fast paranoid davon getrieben, möglichst alles Wissen aus den Mitarbeitenden „herauszusaugen“ und zu dokumentieren, um sich als Unternehmen weitgehend unabhängig von den handelnden Akteuren zu machen. Kopfmonopole sind in der Tat ein Risiko für Unternehmen, d.h. es gibt einzelne Mitarbeitende, die allein ein spezielles Wissen haben, das für das Unternehmen operativ absolut kritisch ist. Aber der Wahn, alles explizite und implizite Wissen abgreifen und dokumentieren zu wollen, hat in einigen Unternehmen skurrile Formen angenommen.

Riesige Datenfriedhöfe sind entstanden, Handbücher, Datenbanken und Wikis, die niemand benutzt. Die Frustration der Mitarbeitenden ist meist hoch, sowohl bei denjenigen, die möglichst ihr gesamtes Wissen dokumentieren sollen, denn sie fühlen sich schnell ausgenutzt und überflüssig. Aber auch bei den Mitarbeitenden, die eigentlich das Wissen nutzen sollten, denn in der Menge der Daten ist es schwer, das zu finden, was man wirklich braucht und wenn man es gefunden hat, dann ist es meist kaum nutzbar.

Die Frage nach dem Sinn

Ergänzen wir diese Situation um den Faktor der sinkenden Halbwertszeit von Wissen, dann sind wir förmlich gezwungen, die Frage nach dem Sinn zu stellen. Welchen Sinn verfolgen wir als Unternehmen mit dem Thema Know-how Transfer und Wissensmanagement? Was wollen wir als Organisation damit erreichen? Dreht sich die Antwort um Kontrolle, Überblick und Steuerungsmöglichkeiten, so geht es um den Erhalt des Status Quo.
Damit wird sich das Unternehmen mit seinen Mitarbeitenden, Dienstleistungen und Produkten nicht weiterentwickeln. Dreht sich die Antwort um gemeinsames Lernen, das Streben danach, Dinge besser zu machen und sich Neues zu erschließen, dann geht es um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und hat Aussicht auf Erfolg.
Insbesondere jüngere Mitarbeitende stellen diese Sinn-Fragen und sie haben Recht. Mehr vom Gleichen erzeugt nichts Neues, sondern eben mehr vom Gleichen. Immer wieder zu hinterfragen, ob das, was man bisher erfolgreich getan hat, auch in der Zukunft Erfolg haben wird und ob es sich wirklich lohnt, dieses Wissen bzw. Know-hows zu transferieren, befriedigt nicht nur das Sinn- Bedürfnis der Mitarbeitenden, sondern ist auch ökonomisch sinnvoll. Es werden nur die Ressourcen eingesetzt, die der Zukunftsfähigkeit dienen.

Das hat automatisch Auswirkungen auch auf die Führung in Unternehmen, denn dieses kontinuierliche Hinterfragen will gelernt sein. Es ist nicht immer leicht auszuhalten, wenn andere Kollegen, meist Jüngere, das in Frage stellen, was man sich oft über Jahre mühsam erarbeitet und angeeignet hat. Hier braucht es immer wieder Einfühlungsvermögen und vor allem Moderation durch die Führung.

Den notwendigen Freiraum schaffen

Dinge zu hinterfragen, aus einer anderen Perspektive zu betrachten, mit anderen Augen zu sehen, all das ist ein kreativer Prozess, der nicht möglich ist, wenn Mitarbeitende im sprichwörtlichen Hamsterrad gefangen sind. Es gibt verschiedene Rahmenbedingungen, die diesen für die Zukunftsfähigkeit wichtigen Lern- und Entwicklungsprozess fördern:

Zeit

Sich neue Themenfelder zu erschließen, Neues zu lernen, Dinge zu hinterfragen braucht schlicht und ergreifend Zeit. In vielen Unternehmen herrscht noch der Irrglaube vor, dass Lernen nichts mit der Arbeit zu tun hat und deswegen außerhalb der Arbeitszeit stattfinden sollte. Falsch. Lernen und Entwickeln ist ein zentraler Bestandteil eines Wissensarbeiters und daher auch Bestandteil der Arbeitszeit. Neue Arbeits(zeit)modelle gestalten die Lage und Einteilung von Arbeitszeit flexibler. Es bleibt aber die Aufgabe der Führungskraft, für die nötigen Zeiträume zu sorgen und die Aufgabe der Mitarbeitenden, diese eigenverantwortlich zu füllen.

Raum

„Die besten Ideen kommen einem unter der Dusche“ – so geht es sicherlich vielen. Auf jeden Fall entstehen gute Ideen eher in einem räumlichen Umfeld, in dem die Kreativität angeregt wird. Der Gestaltung von Arbeitsräumen wird seit einigen Jahren wieder deutlich mehr Bedeutung beigemessen, was absolut positiv zu bewerten ist. Aber auch ein ausgiebiger Spaziergang oder ein temporärer Ortswechsel können die Kreativität anregen.

Achtsamkeit

Bei Achtsamkeit geht es nicht um einen meditativen Transzustand und den inneren Frieden, sondern viel mehr um einen wachen Geisteszustand, also waches Bewusstsein. Es geht also darum, aufmerksam und sensibel zu sein für Ideen und Impulse. Das lässt sich auch ganz leicht neurobiologisch erklären: Je mehr wir im Hamsterrad laufen und je gestresster wir sind, je höher ist auch unsere Gehirnfrequenz. Wenn unser Gehirn in hohen Frequenzen feuert, dann sind wir quasi im Auto-Pilot-Modus. Durch Sport oder Mediation können wir unsere Gehirnfrequenz wieder reduzieren, dadurch werden mehr und andere Gehirnareale angesprochen, uns steht schlicht und ergreifend „mehr Hirn“ zur Verfügung. Ein wacher Geist ist eine Grundvoraussetzung für das Lernen.

Methoden

Ist der Sinn für das Lernen klar, stellt sich die Frage „WIE“ das Lernen dann funktionieren kann. Die Methoden des Lernens und des Wissenstransfers entwickeln sich mit den technologischen Entwicklungen immer weiter. Eine Auflistung verschiedener Methoden können Sie im Artikel „Methoden des Know-how Transfers“ nachlesen.

Lernkultur

Für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und Organisationen muss Lernen zentraler Bestandteil der Unternehmenskultur werden. Es muss sich eine eigene Lernkultur entwickeln. Dazu gehört auch der konstruktive Umgang mit Fehlern. Eine detaillierte Beschreibung finden Sie im Artikel „Von der Fehler- zur Lernkultur – Inspect & Adapt als Kulturleitfaden“.

Was ist also Ihr Grund für Wissensmanagement? Was ist für Sie sinnstiftend? Welches Wissen brauchen Sie für Ihre Zukunft? Viel Spaß beim Entdecken!

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