Die Notwendigkeit, dass wir uns sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich auf rasante Veränderungen und Neues einstellen müssen, ist uns – insbesondere in der Corona-Zeit – mit aller Dringlichkeit vor Augen geführt worden. Altes Denken und gewohnte Konzepte funktionieren nicht mehr, um Lösungen für die großen Themen unserer Zeit zu finden. Wir müssen uns weiter entwickeln. Dieser Prozess der Entwicklung wird möglich, indem wir Neues lernen, d.h. unser Verhalten und Erleben verändern und es dadurch schaffen, mit neuen Bedingungen erfolgreich umzugehen.
Lernen kann also als ein im Menschen angelegter Prozess verstanden werden. Lernen, bewusst und unbewusst, muss lebenslang stattfinden, damit dieser Entwicklungsprozess erfolgreich ist. Dies entspricht einem einfachen Prinzip der Natur: Alles, was sich nicht weiterentwickelt, degeneriert und stirbt letztlich ab. Das heißt übersetzt für uns Meschen: Nur, wer immer wieder dazulernt und sich durch die eigene Weiterentwicklung an neue Gegebenheiten im Umfeld anpasst, schafft es letztlich, erfolgreich zu (über-) leben.
Lernen nach dem Vorbild der Natur: Erfolgreiches Lernen basiert auf 3 Stufen – Motivation, Umsetzung und Tatkraft
Folgt man diesen Überlegungen, geht es also nicht um die Frage, ob wir Menschen lernen sollten, sondern wie wir die besten Voraussetzungen schaffen, damit Lernen der eigenen Art entsprechend leicht und effektiv gelingen kann. Auch hierzu kann uns die Natur wichtige Hinweise geben:
In der Natur durchläuft ein Samenkorn verschiedene Entwicklungsstufen bis es zur reifen Pflanze erblüht. Dieser Prozess lässt sich in 3 Phasen unterteilen: Motivation, Umsetzung, Tatkraft.
Was können wir Menschen in den 3 Phasen Motivation, Umsetzung und Tatkraft von der Natur lernen, damit unser Lern- und Entwicklungsprozess erfolgreich gelingt?
1 | Phase: Motivation
» In dieser ersten Phase geht es um die Frage, was genau gelernt werden soll. Was ist der Samen, der sich weiter entwickeln soll? Was ist das Ziel dieses Lernprozesses, wie soll die reife Pflanze aussehen? Was entsteht dadurch Neues und was habe ich davon? Wenn diese Punkte geklärt sind, entsteht die Motivation, die wir brauchen, um die notwendige Kraft und Energie für den Lernprozess aufzubringen.
» Außerdem geht es in dieser ersten Phase darum, die persönlich passende Art und Weise des Lernens zu definieren. So wie sich das Samenkorn nur in dem für es passenden Boden und Umfeld optimal entwickelt, sollten wir Menschen die Lernart und -weise finden, die individuell passt. Aus neurobiologischer Perspektive bedeutet Lernen einen ständigen Aufbau von Neuronen Populationen im Cortex, d.h. neue Verbindungen zwischen den Neuronen werden geknüpft und müssen sich zu festen Verbindungen entwickeln. Damit das gut gelingt, ist es z.B. wichtig sich zu fragen, ob Lernen auf visuellem, auditivem oder haptischem Lernkanal der eigenen Art entspricht. Alles, was leicht fällt und Spaß macht, gibt dabei wichtige Hinweise auf die persönlichen Präferenzen. Ebenso spielt die Gestaltung des optimalen Lernortes und die Definition der Lernzeiten und Lernintervalle, die persönlich passen, eine wichtige Rolle.
2 | Phase: Umsetzung
» Die Natur zeigt uns außerdem, dass Hindernisse oder Rückschläge Teil des Entwicklungsprozesses sind. So findet die Pflanze z.B. bei Unwettern oder in Dürrezeiten, die ihren ursprünglichen Wachstumsweg behindern, neue Wege, um sich weiterzuentwickeln. Das gibt uns Menschen den wichtigen Hinweis, dass wir nicht aufgeben sollten, wenn etwas im Lernprozess nicht „rund“ läuft. Vielmehr ist es dann wichtig zu prüfen, ob die bisherige Art und Weise für dieses Lernvorhaben noch stimmt und sie ggfs. zu verändern. Es kommt darauf an, den Prozess bei Schwierigkeiten nicht abzubrechen, sondern sich bewusst zu machen, was bereits geschafft wurde und die Bedingungen für den weiteren Lernprozess zu optimieren.
3 | Phase: mit Tatkraft dranbleiben
» Die Natur verdeutlicht uns darüber hinaus, dass die erfolgreiche Entwicklung vom Samenkorn bis zur reifen Pflanze ein Prozess in 5 Stufen ist, die aufeinander aufbauen. Keine dieser Stufen kann ausgelassen oder übersprungen werden und der gesamte Prozess braucht seine angemessene Zeit.
» Wir Menschen können daraus für einen erfolgreichen Lern- und Entwicklungsprozess ableiten, dass wir eine angemessene Zeitdauer einplanen sollten. Ungeduld und ein zu hohes Tempo beim Lernen behindern den Prozess. Jedem leuchtet ein, dass ein Keimling, an dem wir feste ziehen würden, nicht schneller wächst, sondern im Zweifel ausgerissen und damit zerstört würde.
» „Tatkräftig dranbleiben“ ist das A und O, damit sich die neu entstandenen neuronalen Verknüpfungen verfestigen und die Lerninhalte durch permanentes Wiederholen „in Fleisch und Blut“ übergehen können. Als to do für uns Menschen bedeutet das, eine klare Struktur und einen Lernplan aufzustellen. Dadurch schaffen wir es, Lernerfolge und Fortschritte zu erkennen und sichtbar zu machen. Das stärkt wiederum die Motivation und ist wie Dünger, der den gesamten Prozess nährt.
» So, wie die Pflanze am Ende ihres Reifungsprozesses zu voller Pracht erblüht, sollten wir Menschen die Gelegenheit nicht verpassen, „unsere Ernte einzufahren“ d.h. uns bewusst machen, was wir erreicht haben und daraus neue Kraft und Motivation schöpfen. Oft wird diese Chance vertan, indem wir den Blick sofort auf die nächsten Projekte lenken.
» Nur mit Respekt für sich selbst und Stolz auf das Erreichte zu schauen, gibt den notwendigen Schwung, um die nächsten Lern- und Entwicklungsthemen mit Motivation, Umsetzung und Tatkraft anzugehen.