Bewusste und achtsame Wahrnehmung als Basis für gutes Feedback

Wie unsere Wahrnehmungsverzerrungen die Qualität unseres Feedbacks beeinflussen

Feedback ist die Rückmeldung der eigenen Wahrnehmung mit der Intention, dem Gegenüber einen sachdienlichen Hinweis zur persönlichen Weiterentwicklung zu geben. Verstanden. Aber was nehme ich eigentlich wahr? Und wie ist es mit meiner eigenen Brille der Wahrnehmung, meinen Wahrnehmungsverzerrungen? Kann ich wirklich objektiv wahrnehmen? Und wenn ich ein Feedback erhalte und eine ganz andere Wahrnehmung habe, wie gehe ich damit um?

Was ist Wahrnehmung?

Wahrnehmung ist all das, was wir über unsere Sinne an Reizen und Stimuli empfangen und für wahr nehmen. Also was wir sehen, riechen, hören, fühlen und schmecken. Häufig verwechseln wir allerdings Wahrnehmung mit Interpretation. Das heißt wir achten nicht darauf, was wir wirklich wahrnehmen, sondern wir bilden uns sofort eine Meinung. Warum passiert das?

Wahrnehmung = Datenverarbeitung im Gehirn

Einfach erklärt ist unser Gehirn der größte Energieverbraucher (in Form von Glukose) unseres Körpers und daher stets auf Energiesparen ausgerichtet. Bevor mühevoll neue Synapsen geschaffen werden, gleicht unser Gehirn alle eingehenden Informationen mit den bereits bekannten Schubladen im Kopf ab und sortiert großzügig ein. Bevor unser Gehirn sich also die Mühe einer neuen Erfahrung macht, sagt es einfach: „Ach, dass ist wie bei der Situation neulich, gleiches Ding, same same“. Und zack… schnappt die Falle zu. Wir sind in der Falle unserer Wahrnehmungsverzerrungen gefangen und pauschalieren, generalisieren und projizieren was das Zeug hält, anstatt wirklich hinzuschauen, hinzuhören, hinzufühlen.

Das folgende Bilder verdeutlichen diesen Effekt:

Insbesondere dann, wenn wir unter Stress stehen und dadurch eine hohe Hirnfrequenz haben, laufen diese Prozesse in Automatismen ab, in rasendem Tempo. Mit 10 Mrd. Bits pro Sekunde! ​Ohne, dass es uns wirklich bewusst ist.

Bewusste Wahrnehmung trainieren

Wie können wir das ändern? Alles, was uns entspannt und unsere Hirnfrequenz reduziert ist gut. Tief atmen. Pausen. Meditation. Kontemplative Übungen. Und die Bereitschaft, offen dafür zu sein, wahrzunehmen was ist. Und dann den Unterschied zwischen unserer Wahrnehmung und unserer Reaktion auf diese Wahrnehmung zu erkennen. Der österreichische Neurologe und Psychiater Viktor Frankl hat aus meiner Sicht einen der wichtigsten Sätze geprägt:

„Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum.

In diesem Raum haben wir die Freiheit und die Macht,

unsere Reaktion zu wählen.

In unserer Reaktion liegen

unser Wachstum und unsere Freiheit.“

Daher lohnt es sich, unsere Wahrnehmung wie einen Muskel zu trainieren. Am einfachsten geht dies in Situationen, die uns emotional im positiven wie negativen Sinne aufwühlen, indem wir die folgenden Fragen beantworten:

Victoria Beckers Energie durch Entwicklung
  • Wer war beteiligt, wen habe ich in der Situation gesehen und gehört? Wer hat agiert, wer war nur dabei?
  • Was habe ich gesehen, was genau ist passiert?
  • Was vermute ich, was noch passiert ist?
  • Was habe ich gehört, das gesagt wurde?
  • Was denke ich, was damit gemeint war?
  • Welche Emotionen habe ich bei den Beteiligten beobachtet?
  • Wie hätte ich mich an ihrer Stelle gefühlt?
  • Welche Emotionen hat das bei mir ausgelöst?

Durch dieses genauere Hinschauen erkennen wir den feinen Unterschied zwischen Wahrnehmung und Interpretation. Und es lohnt sich, diesen Wahrnehmungsmuskel zu trainieren, weil wir bewusster erfahren, was in unserem Umfeld passiert, dadurch wahrhaftigere Beziehungen aufbauen und vor allem viel besseres Feedback geben können.

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