Interview mit Friederike Heitz zur akkreditierten Coaching Weiterbildung für Führungskräfte und Personaler*innen von Energie durch Entwicklung.
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Liebe Friederike, du bist Director HR bei der Meyer & Meyer Holding SE & Co. KG und verantwortest somit ein Team. Das bedeutet ja auch immer, die unterschiedlichsten Menschen und Charaktere unter einen Hut zu bringen und für die gemeinsamen Ziele und Visionen zu be-geistern. Aber auch, auf individuelle Bedürfnisse und individuelle Charaktere einzugehen, damit das Team harmonisch zusammenarbeitet. Was ist dabei, ganz allgemein, Deine Erfahrung oder auch Herausforderung für Dich?
Also die Erfahrung und die Herausforderung gleichermaßen ist ja, dass es mitnichten so ist, wie sich das vielleicht der blauäugige Personalentwickler vorstellt, dass man ein harmonisches und geschlossenes Team vorfindet, sondern die Individuen leben sich natürlich auch im Arbeitsleben aus. Und meine Erfahrung ist, dass Teams immer heterogen sind. Zumindest in meiner Berufserfahrung bin ich nur auf heterogene Teams gestoßen. Und von daher ist es immer die Herausforderung als Führungskraft, erstmal ein Team zu formen und ein Team dann auch dazu zu bringen, gemeinsam sein Bestes zu geben. Das ist eine ständige Herausforderung, die nie zu Ende ist.
Und dabei spielt ja Kommunikation, auch in schwierigen Situationen, eine große Rolle, stellst Du das auch fest?
Ja, Kommunikation ist alles. Kommunikation ist aus meiner Sicht die Voraussetzung für ein Zusammenarbeiten und vor allem für ein gutes Zusammenarbeiten. Wir haben ja in der Coaching Ausbildung wunderbar gelernt: Man kann nicht nicht kommunizieren (Paul Watzlawick), das ist ganz klar. Insbesondere das, was nicht gesagt wird, kann schwerwiegend sein.
Du hast es gerade schon erwähnt, Du hast, im ersten Jahrgang, an der akkreditierten Coaching Ausbildung für Führungskräfte und Personaler*innen von Energie durch Entwicklung teilgenommen und diese auch erfolgreich abgeschlossen. Herzlichen Glückwunsch! Was hat Dich dazu bewogen, eine Coaching Ausbildung zu machen?
Ich habe mir, als ich zwischen zwei Jobs war, überlegt, was ich in meinem Betätigungsfeld als Führungskraft im Personalbereich zusätzlich für mich tun kann, wo ich mich noch fortbilden möchte. In mir schwelte es immer, dass ich mich als Juristin und da mit einem ausgeprägten Fokus auf Wirtschaftsrecht, immer „minderbemittelt“ gefühlt habe gegenüber anderen Personalleiter*innen oder Personaldirektor*innen, weil ich eben Personal nicht von der Pike auf gelernt habe. Als Jurist sagt man dazu „ich habe da keinen Schein für“. Und von daher war das für mich eine gute Gelegenheit, zum Thema Personalentwicklung und Personalführung eine fundierte Ausbildung zu erfahren, die mich auch persönlich weiterbringt. Insofern war es natürlich eine berufliche, aber auch persönliche Entscheidung.
Warum hast Du genau diese Ausbildung, bei Energie durch Entwicklung, gewählt? Du warst ja Teilnehmerin des ersten Jahrgangs und hattest somit noch keine Erfahrungswerte von früheren Teilnehmer*innen.
Es war vor allem die Aufteilung der Ausbildung, die mich angesprochen hat und die ich als extrem hilfreich empfand: „Ich als Mensch – Ich als Coach“. Es erfordert natürlich erstmal eine gewisse Offenheit von der Persönlichkeit, die so eine Ausbildung macht, und ebenso den Willen für ein große Portion Selbstreflexion, aber auch Spaß an der Selbstreflexion. Das ist übrigens ein Aspekt über den ich mich sehr gefreut habe, dass wir da in unserem Teilnehmerkreis auf sehr fruchtbaren Boden gestoßen sind und alle sehr offen waren. Mich auch mit mir selbst zu beschäftigen, mich selbst zu hinterfragen und mich sozusagen als bestes Fallbeispiel zu betrachten und auch meine Entwicklung erleben zu dürfen, das war genau das, was ich mir erhofft hatte. Im zweiten Teil ging es dann ja konkret um mich als Coach und darum, Methoden und Tools auch ganz intensiv zu üben und einzusetzen und damit einen fassbaren Praxisbezug herzustellen.
Was hast Du Dir von der Coaching Ausbildung erwartet, was hast Du Dir gewünscht? Hattest Du überhaupt eine Vorstellung davon, was Dich erwarten wird?
Also die Erwartung ist schon voll getroffen worden: dass man sich eben auch mit den sogenannten „Soft Skills“ beschäftig, um zu schauen, was eine gute Führungskraft ausmacht, aber auch einen Tool-Koffer an die Hand bekommt, der eben nicht nur auf die üblichen „Hard Facts“ ausgelegt ist, sondern mich auch persönlich weiterbringt und mir die Reflexion und Bearbeitung von Fragen wie etwa „wie gehe ich mit bestimmten Gesprächssituationen um?”, „wie lasse ich mich auf Menschen ein?” ermöglicht. Auch deshalb habe ich speziell diese Ausbildung gewählt, um mich auch mit mir selbst und meinem Führungsstil auseinanderzusetzen, mich selbst zu hinterfragen und eben auch, um mich persönlich und in meiner Führungsrolle weiterzuentwickeln.
Was hast Du als größte Herausforderung empfunden? Zum einen im ersten Teil der Ausbildung, in dem es hauptsächlich um Dich, um Deine Glaubenssätze und Werte ging, aber auch im zweiten Teil, in dem die Theorie, die Methoden und Tools im Coaching, das Handwerkszeug sozusagen, im Vordergrund standen?
Die Theorie, also die reine „Wissensanhäufung“, fand ich gar nicht so schlimm. Das war zwar auf-wendig, aber ich muss sagen, dass das intellektuell alles verkraftbar war. Aber was wirklich eine Herausforderung für mich darstellte, war, mich vor mir selbst quasi „nackig“ zu machen, mich zu hinterfragen, mich selbst zu reflektieren und auch von den anderen Teilnehmer*innen reflektiert zu werden. Das war spannend, aber das ist auch anstrengend. Ich habe diesen Satz „ich bin bis zum Kotzen selbstreflektiert“ gepflegt. Das ist etwas, das ich natürlich auch über die Ausbildung hinaus in mein tägliches Leben mitnehme. Und die Herausforderung, dass das nicht irgendwann auch am Selbstbewusstsein nagt, das war schon ein sehr spannendes Thema.
Was hat Dich bezüglich der Ausbildung am meisten überrascht?
Wie viel Spaß das macht! Auf der einen Seite, weil ich gesehen habe, wie es mich persönlich formt und beeinflusst, aber auch, wie viel Spaß es macht, zu sehen, wie sich andere Menschen durch ein Rüstzeug, das man an die Hand kriegt, öffnen. Zu sehen, wie man wirklich Leuten helfen kann und was es diesen auch bringt. Das hat mich schon überrascht und erstaunt. Und erstaunt mich auch noch immer.
Du hast die Coaching Ausbildung mit Erfolg abgeschlossen, kannst Du sagen, welchen Nutzen Dir diese Ausbildung im Allgemeinen und auch speziell bei deiner täglichen Arbeit bringt? Kannst Du da etwas feststellen?
Auf jeden Fall. Ich stelle vor allen Dingen in mir selbst eine Veränderung fest. Dieses achtsame und reflektierte Hinterfragen der eigenen Handlungen, der Gedanken und auch des persönlichen Führungsstils, ist wichtig. Aber auch, es für mich anzunehmen und zu bemerken, wie ich bei an-deren Menschen ankomme, an welcher Stelle ich eventuell verunsichere usw. Und mich dann aber auch ganz bewusst zu fragen: wie kann ich das ändern? Ich habe für mich einen Mechanismus kreiert, zu sagen, okay, das muss ich so akzeptieren, aber was ziehe ich für Schlüsse daraus, was möchte ich ändern und wie gehe ich anders auf Menschen zu? Ich habe an mir festgestellt, dass ich dieses Bewusstsein nun in der Praxis mehr nutze und ich merke auch, dass das gut ankommt. Etwas, das ich in der täglichen Arbeit auch mehr wahrnehme, ist, mir der Bedeutung bewusst(er) zu sein, den einzelnen Menschen mit seinen Sorgen und Nöten noch mehr wahrzunehmen und daraufhin dann auch Handlungsstrategien im operativen Be-reich und im strategischen Bereich zu entwickeln.
Nimmst Du wahr, dass sich dadurch auch in Deiner Kommunikation mit Deinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, mit Deinem Team etwas verändert hat?
Ja, unbedingt. Ich bin achtsamer und auch etwas zurückhaltender geworden. Ich bin ja ein Mensch, der Wortspiele liebt, den Umgang mit Sprache. Ich bin wahrscheinlich auch relativ (wort)gewaltig. Obwohl ich damit gar keine böse Absicht verfolge, bemerke ich, dass ich andere damit zum Teil überfordere. Ich bemühe mich jetzt, auch das deutlich restriktiver und reduzierter zu handhaben und achtsamer auf andere einzugehen.
Kannst Du feststellen, dass dadurch andere Reaktionen vom Gegenüber kommen?
Ja, das wird sehr positiv aufgenommen. Vor allen Dingen habe ich für mich nun eine Erklärung, wenn es manchmal irgendwo hakt. Dass ich dann verbal und kommunikativ andere Wege beschreiten muss, vielleicht mehr und ruhiger erläutern muss, mir mehr Zeit nehmen muss und nicht voraussetzen darf, dass mein Gegenüber gerade dasselbe Ohr hinhält, wie mein Sprachrohr gedacht hat. Das haben wir in der Ausbildung ja auch gelernt: nicht immer kommt etwas so an, wie man es selbst gemeint hat. Und, dass in der Kommunikation natürlich auch sehr viel auf der Beziehungsebene mitschwingt. Wenn man das im Kopf hat, dann kommt das Gemeinte beim Gegenüber auch richtig an.
Hat diese Ausbildung, bewusst oder unbewusst, auch allgemein Auswirkung auf Deine Führung, auf Deinen Führungsstil und auch darauf, wie Du mit Situationen umgehst?
Sie hat Auswirkung, indem ich beispielsweise im Zwischenmenschlichen deutlich reflektierter vorgehe. Mein grundsätzlicher Führungsstil und Führungsanspruch hat sich nicht geändert, aber wie ich ihn umsetze. Mit mehr Achtsamkeit und auch mit anderen Strategien und Herangehensweisen und auch mit etwas mehr Geduld. Wir haben gelernt, es braucht auch Zeit. Ich achte mehr darauf, meine Ungeduld nicht auf meine Mitarbeiter*innen und auf mein Team zu projizieren, sie bewusster abzuholen und gemeinsame Ziele besser zu transportieren. Alle mitzunehmen ist ganz wichtig. Und das würde ich schon auch auf die Ausbildung zurückführen. Nur wer versteht, kann auch dann entsprechend in seinem Umfeld handeln und agieren.
Was war Deine Erkenntnisperle der Ausbildung, was war am hilfreichsten?
Die größte Erkenntnisperle ist wirklich die Sache mit der Selbstreflexion und die Learnings, die man für sich selbst mitnimmt, für das tägliche Doing. Manchmal sind es nur kleine Dinge, aber diese dann umzusetzen, das ist unglaublich entwicklungsfördernd. Diese Erkenntnis hilft mir persönlich zum Teil auch ganz physisch, in dem ich anders konditioniert bin auf das, was in mir vorgeht und das auch entsprechend zu verarbeiten vermag. Und dann geht es natürlich meiner Umwelt auch besser, wenn es mir besser geht.
Wenn Du zum Abschluss Deine Erfahrung der Coaching Ausbildung im Gesamten mit einem Satz zusammenfassen solltest, ich weiß, das ist ganz schön schwierig, welchen Satz würdest Du wählen?
Es wäre tatsächlich mein Satz: Ich bin bis zum Kotzen selbstreflektiert. Das ist das eine und das andere ist dieses „Ich als Coach“. Ich habe nun eine Toolbox an der Hand, ein Werkzeugkasten an Techniken und Methoden, den ich jetzt „in der Schublade“ habe und jederzeit nutzen kann.
Das ist ein schönes Fazit.
Vielen Dank für das Gespräch, Friederike.
Der nächste Jahrgang startet am 21. Oktober 2022! Es sind noch wenige Plätze frei.
Friederike Heitz – Director HR bei Meyer & Meyer Holding SE & Co.KG
Friederike Heitz verantwortet derzeit als Director HR und Syndikusrechtsanwältin den Personalbereich der Meyer & Meyer Logistik-Gruppe nachdem sie in unterschiedlichsten Branchen sowohl die Personal- wie auch die Rechtsbereiche geleitet hat. Ursprünglich als General Legal Counsel in international agierenden Unternehmensgruppen tätig, hat die Volljuristin und Bankkauffrau zusätzlich ihre Leidenschaft für Personalbelange entdeckt und sieht den Fokus ihrer Arbeit darin, die wirtschaftliche Bedeutung der Entwicklung der
„Human Resources“ auf Unternehmerebene zu verankern und die operative Umsetzung zu verantworten. Wichtig ist ihr hierbei den Zusammenhang von strategisch-struktureller HR-Arbeit und wirtschaftlichem Erfolg im Unternehmen zu vermitteln. Die Zertifizierung als systemischer Business Coach stellt für sie eine logische Fortentwicklung der dazu notwendigen Kompetenzen dar.