Prof. Dr. Gerald Hüther beschreibt drei Strategien, um mit Verunsicherung als Grund für Widerstand und Angst umzugehen:
1. Vertrauen in sich selbst
Vertrauen in die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten stärkt die Standhaftigkeit und Resilienz. Beispiele, wie dieses Vertrauen gestärkt werden kann:
- durch Maßnahmen zur persönlichen Entwicklung wie (zum Beispiel) Coaching können Sie das Selbstvertrauen steigern
- gutes Feedback hilft, die eigenen Stärken zu erkennen und weiter auszubauen
2. Vertrauen in andere
Vertrauen darauf, dass es andere Menschen gibt, die einem helfen können, z.B. Vorgesetzte oder Kollegen. Beispiele, wie dieses Vertrauen gestärkt werden kann:
- durch Authentizität der Führung
- Glaubwürdigkeit der Führung, indem Wort gehalten bzw. Versprechungen eingehalten werden, die gemacht wurden (nichts versprechen, was nicht auch gehalten werden kann)
- wenn die Führung/Kollegen Zuverlässigkeit zeigen und unter Beweis stellen
- wenn Führungskräfte/Kollegen ansprechbar sind für Fragen, Sorgen, Ängste und diese ernst nehmen
3. Vertrauen in den Sinn der Veränderung
Der Sinn eines Veränderungsvorhabens muss klar erkennbar sein. Wenn der Zweck und der Grund für die Veränderung verständlich und nachvollziehbar sind, dann kann sich auch der Mensch leichter auf die Veränderung einlassen. Beispiele, wie dieses Vertrauen gestärkt werden kann:
- Transparenz schaffen. Widerstand kann nur bearbeitet werden, wenn alle Beteiligten wissen, worum es geht
- qualitativ gute und quantitativ ausreichende Kommunikation über das Vorhaben, den Sinn und Zweck, das Ziel und die Vorgehensweise
- Veränderungen erlebbar machen, positive Erlebnisse verankern
- Betroffene in die Veränderung aktiv einbinden
- Storytelling – Bilder sagen oft mehr als Worte.
Weitergehende Empfehlungen zum Umgang mit Widerständen
Über die bereits genannten Beispiele und Vorschläge zum Umgang mit Widerstand haben sich in der Praxis auch folgende Tipps bewährt:
- Halten Sie aktiv Kontakt zu allen relevanten Stakeholdern und pflegen Sie diese Beziehungen sorgfältig. Sie sind die Grundlage für die Überwindung von Widerständen
- Wechseln Sie die Sichtweisen und Perspektiven auf Widerstände und fordern Sie dies auch aktiv von allen Beteiligten ein. Das fördert das Verständnis und bringt meist auch hilfreiche Erkenntnisse mit sich
- Zeigen Sie die Konsequenzen des Widerstandes auf: Was wird nicht mehr möglich sein, wenn der Widerstand aufrechterhalten wird?
- Intervenieren Sie paradox, nutzen Sie den damit verbundenen Überraschungseffekt
- Betreiben Sie intern aktives Marketing für das Veränderungsvorhaben
- Erkennen Sie Ängste. Versuchen Sie, diese frühzeitig abzubauen
Die eleganteste Form im Umgang mit Widerstand ist es, diesen mit vorbeugenden Maßnahmen gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Machen Sie persönliche Vorteile erkennbar
Die Erkennbarkeit von Vorteilen, vor allem auf der persönlichen Ebene (was habe ich eigentlich davon?) erleichtert es, eventuell bestehende Ängste oder Unsicherheiten abzubauen. Der berühmte „Big Bang“ hat den Nachteil der vollständigen Veränderung, d.h. konkret, die Beteiligten müssen alles bisher Gewesene hinter sich lassen, was große Ängste mit sich bringt. Daher ist es von Vorteil, wenn die Perspektive aufgebaut wird, dass nur einzelne Aspekte verändert werden, die sich gut an die bisherige Umgebung anpassen lassen. Menschen lernen am besten, wenn sie 50% neues Wissen mit 50% vorhandenem Wissen verknüpfen können.
Machen Sie Neues einfach umsetzbar
Wenn Neues einfach ist, fällt es den Beteiligten leichter es zu akzeptieren, Ängste können abgebaut werden oder sie entstehen erst gar nicht.
Führen Sie Neuerungen schrittweise ein
Verbunden mit der Möglichkeit des Ausprobierens baut dies Ängste ab. Wenn die Möglichkeit besteht, Verbesserungsvorschläge einzubringen und diese auch umgesetzt werden, kann damit zusätzliche Sicherheit aufgebaut werden.
Nutzen ist höher als Kosten
Da die Nutzenorientierung ein starkes Argument ist, kann dieses flankierend angeführt werden. Es sollte allerdings beachtet werden, dass dadurch Ängste oft nicht abgebaut werden und auch keine zusätzliche Sicherheit entsteht.
Negative Folgen/Risiken sind begrenzt
Dieser Aspekt zielt ähnlich wie die anderen Aspekte darauf ab, Ängste zu minimieren.
Nutzen Sie die Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation
Zeigen Sie auf, inwieweit Ihr Ansatz Verbesserungen der Situation ermöglicht. Dadurch schaffen Sie Sicherheit und eine Sogwirkung.
Formulieren Sie eine konkrete und attraktive Zielvorstellung
Dadurch gewinnen Sie Akzeptanz und können eine Sogwirkung und Begeisterung erzeugen. Flankierend sollten Sie darauf achten, Ängste zu erkennen und abzubauen.
Ermöglichen Sie Erfolgserlebnisse
Sie sind ein starker Motivator und beweisen gerade am Beginn von Projekten und Veränderungsprozessen die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges. Auch wenn sie noch so klein sind, entfalten sie eine positive Sogwirkung. Deshalb sollten Sie bereits bei der Planung von Projekten und Veränderungsprozessen berücksichtigen, dass schon in der Frühphase Erfolgserlebnisse eingeplant und angemessen inszeniert werden.
Neues macht Spaß
Ermöglichen Sie freud- und lustvolle Erfahrungen im Zusammenhang mit der Einführung von Neuem. Probieren Sie neue, kreative Arbeitsmethoden aus, arbeiten Sie mit Bildern und gehen Sie spielerisch an Veränderungen heran. Oft sind wir sehr in der Ratio verhaftet. Ein kreativer Zugang spricht andere Hirnareale an und kann so positive Verknüpfungen entstehen lassen und Spaß und Freude erzeugen.