Psychohygiene: Seelische Gesundheit bewahren

Ordnung ist das halbe Leben und die meisten Menschen legen großen Wert darauf – zumindest äußerlich. Man achtet darauf, dass die Umgebung immer aufgeräumt und möglichst sauber ist. Sollte dann doch mal ein wenig Unordnung herrschen, macht man sich daran, dieses wieder aufzuräumen. Was nach außen völlig normal ist, wird bei den eigenen Gedanken und Empfindungen aber regelmäßig vernachlässigt. Auch hier gibt es Chaos, Belastungen und negative Faktoren, die die seelische Gesundheit aus dem Gleichgewicht bringen können. Stress, Angst, Streit oder auch Sorgen belasten uns und werden immer mehr zum Problem, wenn man sich ihnen nicht widmet. Die Psychohygiene setzt genau an dieser Stelle an.

Psychohygiene Definition: Was ist damit gemeint?

Unter Psychohygiene versteht man alle Maßnahmen, die entweder zur Erhaltung oder zum Erlangen von psychischer Gesundheit ergriffen werden. Psychohygiene kann somit sowohl zum Schutz als auch als Gegenmaßnahme gegen bereits vorliegende Probleme oder sogar Erkrankungen aufgefasst werden.
Dies soll gelingen, indem den negativen Faktoren, die für Unordnung in der Psyche sorgen, genau so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, wie Chaos, Müll und Schmutz, der sich in unserer Umwelt befindet. Vereinfacht ausgedrückt: die Seele aufräumen, um Stress, negative Emotionen, Angst, Sorgen und Zweifel loszulassen, die ansonsten zu einer starken Belastung werden können.

Geprägt wurde der Begriff der Psychohygiene 1900 von dem deutschen Psychiater Robert Sommer (1864–1937). Sein Gedanke: Bei all den schädlichen und negativen Einflüssen, denen jeder Mensch Tag für Tag ausgesetzt ist, braucht es eine Möglichkeit der Gegenwehr. Die Psychohygiene soll somit nicht nur dabei helfen, akute negative Eindrücke und Erlebnisse zu verarbeiten, sondern langfristig auch dafür sorgen, dass diese einen Menschen erst gar nicht mehr so sehr belasten und mitnehmen.

Regelmäßige Psychohygiene ist der Schlüssel für eine stabile Psyche und psychische Gesundheit, Psychohygiene führt neben größerer Zufriedenheit mit der eigenen Situation vor allem zu einem gesteigerten Selbstbewusstsein. Sorgen und Ängste werden wirklich überwunden, anstatt diese nur zu verdrängen. Problemen wird gar nicht erst die Möglichkeit gegeben, sich im Unterbewusstsein zu festigen.

1.1 Psychohygiene - Methoden und Maßnahmen

• Entspannungsübungen nutzen
Der erste Schritt zu einer besseren Psychohygiene können Entspannungsübungen sein. Sowohl Stress als auch negative Emotionen lassen sich auf diese Weise besser verarbeiten. Wer zur Ruhe kommt, sieht die Dinge meist klarer und hört auf, sich nur auf die schlechten Seiten zu konzentrieren. Es kommt darauf an, die für einen persönlich passende Methode zu finden, z.B. Meditation, Yoga, autogenes Training etc.

• Bewusstes Atmen
Die Atmung ist der mit Abstand wichtigste Trigger für Entspannung und Achtsamkeit. Durch bewusstes Atmen gelingt es, sowohl den Körper als auch die energetische und mentale Ebene positiv zu beeinflussen.

• Die persönlichen Sorgen aufschreiben
Wenn wir über etwas nachdenken, malen wir uns meist die schlimmsten Szenarien aus und sind überzeugt, dass alles schief gehen wird. Indem man seine Sorgen aufschreibt, schwächt sich diese Ansicht ab und oft erkennt man, dass man übertrieben hat. Die Notizen sind außerdem ein guter Anhaltspunkt, um im Nachhinein zu sehen, dass die Dinge gar nicht so schlimm waren, wie man befürchtet hat. So gelingt es, langfristig an einer besseren Grundeinstellung zu arbeiten.

• Sich selbst akzeptieren
Sicherlich kein einfacherer Schritt, doch wenn es gelingt, sich selbst anzunehmen, mit all den Stärken und guten Seiten, aber eben auch Schwächen und Fehlern, tut das der seelischen Gesundheit sehr gut. Es wird leichter, die Erwartungen an sich selbst zu senken und zu akzeptieren, dass es völlig in Ordnung ist, nicht perfekt zu sein oder an manchen Dingen zu scheitern.

• „Me-Time“ – Zeit für sich selbst bewusst einplanen
Eine wirksame Methode der Psychohygiene kann es auch sein, sich regelmäßig kleine oder größere „Aus-zeiten“ zu gönnen und sich aus dem Stress zurückzuziehen. In diesen Momenten geht es darum, etwas ganz bewusst zu tun und zu genießen, was einem gut tut und so neue Energie zu schöpfen.

• Das Gedankenkarussell unterbrechen
Sich ständig den eigenen negativen Gedanken zu widmen kann sehr schädlich sein. Daher ist es wichtig, aus dem Gedankenkarussell auszubrechen und das Grübeln zu stoppen. Am besten gelingt dies, indem man sich ablenkt und etwas unternimmt, das einen auf andere Gedanken bringt.

• Sich mit Freunden und Familie treffen
Der Kontakt zu Menschen, die einem wichtig sind, ist an sich schon ein wichtiger Faktor, der die Psychohygiene verbessern kann. Noch hilfreicher wird es, mit den Menschen, denen man vertraut, über seine Sorgen und Gefühle zu reden. Auf diesem Weg kann man sich eine Last von der Seele reden und Unterstützung erhalten.

• Der eigenen Kreativität folgen
Nicht jeder ist ein talentierter Maler oder Musiker, doch es tut der Psychohygiene gut, sich kreativ zu betätigen. Auf diese Weise können Emotionen ausgedrückt und verarbeitet werden, die man nur schwer in Worte fassen kann oder die sonst verdrängt werden.

1.2 Psychohygiene als Führungskraft

Als Führungskraft sind wir auch immer wieder Gesprächssituationen ausgesetzt, in denen es für die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter oft um belastende und emotional aufgeladene Themen und Situationen geht. Wir sind als Führungskraft nur dann wirkungsvolle Unterstützer und Begleiter zu neuen Lösungen, wenn wir selbst mental, psychisch und körperlich in starker Verfassung sind. Damit das gelingt, ist eine regelmäßige Psychohygiene unerlässlich.

Psychohygiene beginnt bereits in der Vorbereitung auf ein schwieriges Gespräch. Dabei ist die mentale Vorbereitung auf das Gespräch ebenso wichtig wie die inhaltliche Vorbereitung. Es geht darum, sich bewusst Zeit zu nehmen, um in Kontakt mit sich selbst zu treten und wahrzunehmen, was gerade ist.

Folgende Fragen können dabei helfen:
  • Was ist es, das mich freut, das mich begeistert, das mir Kraft gibt, wofür ich dankbar bin?
  •  Was ist mir gut gelungen im letzten Gespräch?
  • Was sind meine Stärken in Gesprächen?
  • Was beschäftigt mich gerade noch?
  • Welche Gedanken, Unsicherheiten, Schwierigkeiten etc. sind da, die ich jetzt bewusst auf die Seite lege (evtl. aufschreiben)?
  • Was kann ich loslassen, bevor ich das Gespräch beginne?
  • Was brauche ich jetzt, um „voll da zu sein“? Evtl. Atemübung machen, Körperanspannungen wahrnehmen und bewusst lösen


Nach dem Gespräch sind sowohl eine inhaltliche Reflexion als auch energetische Methoden hilfreich, um psychischen Belastungen vorzubeugen.


Folgende Reflexionsfragen können hilfreich sein:
  • Was ist mir gut gelungen? Was hat mich gefreut?
  • Welche Interventionen waren hilfreich?
  • Was würde ich beim nächsten Mal anders machen?
  • Welche Momente waren energievoll, welche nicht?
  • Was habe ich dazu beigetragen?
  • Welche Energien habe ich in dem Gespräch gespürt
  • Wessen Energie war das?
  • Was waren die Momente, in denen die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter Lösungen für sich entwickelt hat?

 

Neben den o.g. Methoden für eine gute Psychohygiene ist es nach einem schwierigen Gespräch hilfreich, sich bewusst von allen fremden Energien zu lösen, die nicht zu mir als Führungskraft gehören. Dazu kann man diese Energien im Stehen durch kräftiges Schütteln der Arme, Hände und Beine aus dem eigenen Energiekreislauf lösen. Bewusstes Händewaschen, duschen, Raumreinigungsspray sind weitere Möglichkeiten für diesen Prozess.

Darüber hinaus ist regelmäßige Supervision eine sehr effektive Methode für gute Psychohygiene, die man regelmäßig nutzen sollte.

Für eine effektive Psychohygiene als Führungskraft gibt es keine richtigen bzw. falschen Methoden. Entscheidend ist, ein persönliches Ritual zu finden, das persönlich passt und hilft, immer wieder „die Seele gut aufzuräumen“ und mental fit zu bleiben.

Artikel teilen

Weitere Artikel

Foto Newsletter Anmeldung - Energie durch Entwicklung

SEIEN SIE IMMER BESTENS
INFORMIERT!

Erhalten Sie themenrelevantes Wissen und Impulse aus den Bereichen Organisations- und Teamentwicklung, Führungs- und Unternehmenskultur.