„Disruptiver Wandel“ ist aktuell einer der der vielen Schlüsselbegriffe und wird vor allem im Kontext von Digitalisierung und Industrie 4.0 häufig verwendet. Doch was ist disruptiver Wandel oder wahlweise auch „die Disruption“ überhaupt?
Der Begriff disruptiv bedeutet „ein Gleichgewicht, ein System zerstörend“, das heißt, es geht beim disruptiven Wandel vor allem um Veränderungen, die plötzlich und fundamental sind. Im aktuellen Kontext betrifft der disruptive Wandel vor allem alte traditionelle Geschäftsmodelle, die durch neue, innovative und meist digitale Geschäftsmodelle abgelöst und teilweise vollständig verdrängt werden. Besonders in der Startup-Szene wird der Begriff „Disruption“ häufig verwendet, da er das revolutionäre Denken der Gründer betont.
Was ist der Unterschied zwischen einer Innovation und einer Disruption?
Eine Innovation, wie sie zu jeder Zeit in jeder Branche vorkommen kann, unterscheidet sich vor allem in der Art und Weise der Veränderung von einer Disruption. Bei einer Innovation handelt es sich um eine Erneuerung, die keine grundlegende Veränderung mit sich bringt, sondern vor allem eine Weiterentwicklung bestehender Technologien, Produkte, Systeme oder Prozesse ist. Eine Disruption hingegen ist eine fundamentale Umstrukturierung oder eine Zerschlagung von alten Modellen, Produkten und Technologien und damit einhergehend eine revolutionäre fundamental neue Herangehensweise.
1997 entwickelte der Harvard-Absolvent Clayton Christensen die Theorie der Disruption. Dieser Theorie zufolge wird jedes noch so erfolgreiche und etablierte Unternehmen eines Tages von einer existenzberaubenden Revolution bedroht. Christensen erachtet diesen disruptiven Prozess dennoch als notwendig für eine funktionierende Weiterentwicklung des Marktes.
iTunes – disruptiver Wandel der Musikbranche
In den 80er Jahren war die Erfindung der CD lediglich eine Weiterentwicklung der klassischen Venyl-Schallplatte. Presswerke rüsteten ihre Fabriken um, Händler nahmen CDs mit in ihr Sortiment auf. Eine Neuerung und Weiterentwicklung, durchaus auch eine Produktverbesserung, aber keine Revolution.
Durch die Erfindung des iPods und MP3-Spielers und die Einführung von digitalem Musik-Vertrieb wie beispielsweise dem iTunes-Store hat ein disruptiver Wandel für den lokalen Musikhandel stattgefunden. Denn iTunes gibt seinen Kunden einerseits die Möglichkeit, ihre Lieblingssongs online zu erwerben und erlaubt den Künstlern andererseits, ohne Plattenlabel erfolgreich zu sein. Dadurch wurden stationäre Plattenhändler und Presswerke quasi ihrer Basis beraubt.
Andere plakative und viel beschriebene Beispiele sind Airbnb und Uber. Airbnb wurde erst 2008 gegründet und ist heute bereits der weltgrößte Anbieter für Übernachtungsmöglichkeiten, ohne ein einziges Bett zu besitzen. Uber ist erst 2009 gegründet worden und heute bereits das weltgrößte Unternehmen im Personentransport, ohne ein einziges Auto zu besitzen.
Clayton Christensen hat festgestellt, dass vor allem große Unternehmen die Verlierer von Disruption sind. Aufgrund der Größe ihrer Organisation sind sie in der Regel nicht in der Lage, ihr Geschäftsmodell schnell genug massiv zu ändern. Daher passiert es immer wieder, dass neu gegründete Startups durch radikal neue Geschäftsmodelle, große etablierte Unternehmen zu Fall bringen.
Das bringt etablierte Unternehmen dazu, ihre Geschäftsmodelle grundlegend zu überdenken und Formate wie „Design Thinking“ und „Innovation Hubs“ zu nutzen. Dabei haben sie die Möglichkeit, sich selbst und ihre Produktwelt neu zu erfinden und so ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern. Hier schließen sich dann Veränderungsprozesse sowohl in den Bereichen Strategie, Geschäftsprozesse und HR an, aber auch der Aspekt der Führungs- und Unternehmenskultur spielt eine essenzielle Rolle.
Disruptiver Wandel – Vorteile für Kunden
Disruptiver Wandel ist aber nicht nur eine massive Veränderung für Unternehmen und ihre Führungskräfte und Mitarbeiter, sondern bringt vor allem auch Vorteile für viele Kunden. Diese Vorteile können günstigere Preise, eine effizientere und komfortablere Nutzung oder eine größere Bandbreite an Funktionen bedeuten.