Fehlerkultur – Alles nur ein Irrtum? Oder: Wie wir lernen!

Blogartikel Fehlerkultur

Im Kontext von Agilität und neuer Führungskultur ist immer wieder auch der Umgang mit Fehlern – die Fehlerkultur – ein Thema. Führungskräfte und Mitarbeiter sollen zur Proaktivität angeregt werden, in dem der offene Umgang mit Fehlern proklamiert wird. Doch in der Praxis funktioniert das oft nicht, Unzufriedenheit bei allen Beteiligten macht sich breit. Woran liegt das?

Was ist überhaupt ein Fehler. Ein Fehler ist, etwas zu tun, von dem im Vorfeld bereits klar war, dass es nicht funktionieren wird, von dem man bereits weiß, dass es falsch ist und es trotzdem tut. Durch einen Fehler richtet man wissentlich Schaden an, produziert unnötige Kosten, verärgert Kunden, Kollegen, schadet dem eigenen Ruf und im schlimmsten Fall der Reputation des Unternehmens.

Irrtümer sind einer der wichtigsten Faktoren für die menschliche Evolution!

Anders verhält es sich mit Irrtümern. Irrtümer sind einer der wichtigsten Faktoren für die Weiterentwicklung in Wissenschaft und Technik, ja überhaupt für die menschliche Evolution. Nachdenken, eine Möglichkeit sehen, sich diese Chance genau vorstellen, es ausprobieren, feststellen, dass es so nicht funktioniert, analysieren, verbessern, wieder ausprobieren. Das ist Weiterentwicklung!

Das Ergebnis eines Fehlers kann also nur sein, ihn nicht zu wiederholen. Das Ergebnis eines Irrtums hingegen ist die Weiterentwicklung, Verbesserung und Optimierung. Somit zeigt sich also, dass der Begriff der Fehlerkultur nicht das beschreibt, was durch viele Unternehmen intendiert ist. Wir entwickeln uns nur weiter, lernen nur durch Irrtümer, nie durch Fehler. Somit ist der Begriff einer Lernkultur deutlich passender.

Unternehmen brauchen eine lustvolle Lernkultur!

Welche Rahmenbedingungen braucht es in einem Unternehmen, um aus Irrtümern eine Entwicklungsmöglichkeit zu machen, um eine Lernkultur zu etablieren? Es braucht vor allem eine Reihe von gelebten Werten:

  • Respekt

Falsche Annahmen einer Person nicht als Fehler der Persönlichkeit anzusehen, braucht Respekt vor dem Menschen. Die Differenzierung zwischen Persönlichkeit und Handlung der Person fällt uns oft schwer, ist aber besonders auch im Kontext von Lernkultur ein wichtiger Aspekt.

  • Offenheit und Mut

Einen Irrtum mit seinem gesamten Gedankenkonstrukt zu kommunizieren und für andere transparent zu machen, braucht Mut. Durch die offene Kommunikation macht man sich verletzbar und angreifbar. Hier braucht es Vertrauen in die Vorgesetzten und Kollegen, dass ein Irrtum keine negativen Konsequenzen mit sich bringt, sondern als Möglichkeit des Lernens und Weiterentwickelns gesehen und genutzt wird.

  • Wertschätzung und Anerkennung

Auch kleine Erkenntnisse und Entwicklungsschritte zu sehen und wertzuschätzen ist essenziell wichtig, um eine lustvolle Lernkultur zu etablieren. Es gilt auch die kleinen Erfolge zu feiern, nicht nur die großen Durchbrüche. Auch hier liegt der Fokus nicht auf dem Irrtum selbst, sondern auf dem Lerneffekt, der sich aus dem Irrtum entwickelt hat.

Fokus auf Entwicklung statt Blamage

Warum fällt es uns trotzdem so schwer, neue Dinge auszuprobieren? Nun, wir Deutschen sind international für unsere „German Angst“ bekannt. Wir haben aber nicht nur Angst vor Fehlern, sondern leider auch oft Angst vor Irrtümern. Noch viel mehr haben wir Angst vor einer öffentlichen Bloßstellung und sind getrieben von unserer Scham. Es gibt eine ganze Batterie von TV-Formaten, die einzig und allein von dieser Bloßstellung leben, und ein Millionenpublikum ergötzt sich daran – auch so wird Kultur geprägt.

Der neue Trend der sogenannten „Fuck-up Nights“, bei denen Unternehmer offen über ihre Misserfolge und Rückschläge sprechen, ist hier ebenfalls nicht zuträglich, denn hier liegt der Fokus auf dem, was schiefgelaufen ist, diese Ereignisse werden publikumswirksam ausgeschmückt. Zuwenig wird über den eigentlichen Lernprozess gesprochen, über das, was danach passiert ist, um eine Weiterentwicklung zu ermöglichen, den nächsten Schritt zu gehen.

Und doch gibt es so viele positive Beispiele für erfolgreiche Unternehmens- und Lernkultur. Denn in einer Unternehmenskultur des Vertrauens, der Transparenz und Offenheit, in der Führungskräfte und Mitarbeiter in ihrer persönlichen Reife gefördert werden, kann diese falsche Scham überwunden werden.

Mut und Lust, Neues auszuprobieren, eröffnen Ihnen den nächsten Entwicklungsschritt!

Der Fokus der Geschäftsführung, Führungskräfte und Mitarbeiter sollte also immer auf dem Aspekt des Lernens und Weiterentwickelns liegen. Mut und Lust, Neues auszuprobieren, eröffnen Ihnen dann den nächsten Entwicklungsschritt!

Victoria Beckers

Victoria Beckers

Victoria Beckers ist leidenschaftliche Impulsgeberin für Veränderungsprozesse und Transformation sowie Herzblutunternehmerin. Sie liebt die Arbeit mit und für Unternehmer und das Entwickeln von Klarheit, Struktur und Energie, damit sie mutig und kraftvoll in eine verantwortungsvolle Handlungsfähigkeit kommen können. Dabei bringt sie sowohl ihre kreative Intuition und ihr gutes Gespür als auch ihre unternehmerische Erfahrung, ihren klaren Fokus und ihr strukturiertes Denken in die Entwicklung neuer Lösungen ein.
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