Was passiert, wenn nach einer Umstrukturierung das Team von nun an lieber ohne Chef arbeiten will? Wenn die Voraussetzungen passen: Warum nicht? Beim Brauhaus Faust zumindest funktioniert die Verwaltung auch ohne die Cheffunktion – und inzwischen sogar richtig gut!
Das Wer und Was?
Wie kam es überhaupt dazu?
Das Brauhaus Faust blickt auf eine langjährige und erfolgreiche Geschichte zurück – einige Kundenbeziehungen bestehen bereits mehr als 100 Jahre! Im Jahr 1654 wurde das Brauhaus in Miltenberg unter dem Namen Löwenbrauerei gegründet und gilt heute als die älteste Brauerei in der Rhein- Main-Region.
1875 trat der Brauer und Küfermeister Johann Adalbert Faust ins Unternehmen ein und kaufte später die Gesellschafteranteile auf. Seine Söhne und Enkel haben das Unternehmen fortgeführt. 1993 wurde die Brauerei umbenannt in Brauhaus Faust und inzwischen ist es die vierte Generation der Familie Faust, die für den Erfolg der mehr als 350 Jahre alten Brauerei sorgt.
Die meisten der rund 60 Mitarbeitenden sind dem Familienunternehmen bereits viele Jahre lang treu gewesen. Zuletzt kam es in der Verwaltung jedoch in kürzerer Zeit, auch wegen Corona, zu mehreren Personalwechseln – und danach lief es nicht mehr so rund wie zuvor. Zudem hatte der Verwaltungsleiter Andreas Blümel den Wunsch entwickelt, sich im Rahmen einer Digitalisierungsinitiative, in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung AYB, stärker auf IT und Digitalisierung zu konzentrieren und sich zunehmend in diese Richtung zu entwickeln.
Plötzlich stand das Brauhaus vor der Frage, wie es in der Verwaltung weitergehen sollte – an dieser Stelle sind wir von Energie durch Entwicklung zur Beratung hinzugezogen worden.
Das Wie?
Wie sollte es im Brauhaus weitergehen?
Unsere Hauptaufgabe als Berater*innen und Coaches bestand darin, Klarheit und Struktur in die Verwaltung zurückzubringen. In den ersten Projektphasen analysierten wir die Aufgaben, Prozesse und Zuständigkeiten rund um die Verwaltung. Dabei konnten wir einige sehr ineffizient organisierte Strukturen entdecken. Diese zu verbessern, war durchaus eine Herausforderung, vor allem wegen der teilweise sehr verzahnten Prozesse. Es ist aber gelungen, wichtige „verzettelte“ Prozesse zu „entzetteln“ und die Aufgabenbereiche sowie Zuständigkeiten deutlich effizienter zu gestalten.
Durch das Umstrukturieren wurde überraschend viel Energie freigesetzt: „Es geht was vorwärts, Prozesse gehen schneller, was früher zäh war, ist jetzt leichter und klarer” und „Gut, dass Zuständigkeiten und Ansprechpartner klar sind. Die Struktur macht viel mehr Sinn”, lauteten die Aussagen in einem der Workshops.
Wie der Plan plötzlich anzupassen war
Für den nächsten Schritt war ursprünglich geplant, eine neue Verwaltungsleitung zu finden. Zum Erstaunen aller Beteiligten waren die Verwaltungsmitarbeitenden des Brauhauses nach den ersten Schritten davon überzeugt, dass es künftig auch ohne Verwaltungsleiter*in ginge. Oder wie einer der Befragten sagte: „Jeder hat für seinen Bereich jetzt den Hut auf, hat den Hut gerne auf und möchte für seinen Bereich gute Lösungen erarbeiten”.
Also ging es im nächsten Schritt darum, die Verwaltungsmitarbeitenden zu unterstützen, sich in Eigenregie und ohne Funktionsträger zu organisieren. Manche Prozesse ließen sich – teilweise auch krankheitsbedingt – in der Pandemiezeit nicht so schnell umsetzen wie gewünscht, so dass Verwaltung und Geschäftsführung lernten, Aufgaben gezielter zu priorisieren, genauer und zielgruppenorientierter in die Organisation zu kommunizieren und sich zudem ein wenig in Toleranz zu üben. Die Verwaltungskräfte wiederum verstanden, dass sie als interne Dienstleister den Gesamtzweck nicht außer Acht lassen konnten und entwickelten für viele Situationen das nötige Improvisationstalent.
Methoden wie Daily oder Bi-Daily Standups sowie Retrospektiven halfen dabei, sich untereinander besser auszutauschen und Lösungen zu entwickeln. Vor allem die Retros halfen, „den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus“ zu behalten.
Das Wow!
Wow! Ein klares Ergebnis
Die Mühe der Umstrukturierung hat sich bereits bezahlt gemacht, auch wenn es bis zum Erreichen des Zielzustandes sicherlich noch ein paar Monate dauert. Einige Änderungen können aus personellen Gründen erst im Nachgang eingeleitet werden, aber im Ergebnis zeigt sich jetzt schon, dass Prioritäten von Aufgaben und Prozesse im Team besser miteinander abgestimmt über die Bühne gehen.
Auch die Geschäftsführung sieht die Entwicklung in positivem Licht: „Es war ein tolles Arbeiten und jede und jeder Einzelne hat sich dabei vollumfänglich und offen eingebracht”, lobt Brauhaus-Geschäftsführer Johannes Faust die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung – „das war außergewöhnlich und hat selbst unsere erfahrene Beraterin beeindruckt!”.
Einige Zitate:
„Es ist phänomenal, dass das kleine Team alles so gut hinbekommt. Es ist ein Feuer entfacht worden und fühlt sich energetisch wirklich super an!“
„Der Prozess hat sehr viel positive Energie freigesetzt. Es macht viel mehr Spaß! Die Augenhöhe ist nun vorhanden und es wächst zusammen.”
„Wir sprechen nicht mehr nur über Probleme, sondern wir suchen Lösungen. Jeder einzelne sucht Lösungen und setzt diese gemeinsam mit den anderen um.”
Johannes Faust ist seit 1996 Geschäftsführender Gesellschafter des Traditionsunternehmens und leitet es nun in vierter Generation.