Abgrenzung und Gemeinsamkeiten

Abgrenzung und Gemeinsamkeiten

Zwischen Coaching und Therapie

Wann arbeiten wir mit einem Coach? Wann gehen wir am besten zu einem psychologischen Psychotherapeuten? Coaching und Psychotherapie haben zwar Ge- meinsamkeiten, doch ob das Coaching oder die Therapie das passende Format ist, macht sich so- wohl an den Voraussetzungen und Unterschieden dieser verwandten Berufszweige fest als auch an der Thematik der Suchenden.

Im Folgenden beschreibe ich Ihnen die Vorausset- zungen für ein Coaching und zeige Ihnen, welche Aufträge eher in der Therapie und welche eher im Coaching ihren Platz haben. Abschließend gebe ich Ihnen mit auf den Weg, wie Sie vorgehen kön- nen, wenn Sie selber gerade den nächsten Schritt gehen wollen oder sich für jemandem aus Ihrem Umfeld weitergehend informieren wollen.

Coaching und Therapie haben in ihrem Setting viele Ähnlichkeiten. In beiden Formaten ist der Therapeut bzw. Coach Gesprächspartner, der sich außerhalb des Systems vom Klienten befindet. Sowohl Thera- peut als auch Coach bedienen sich psychologischer Methoden und Interventionen. Die Beziehung zwi- schen Klient und Coach oder Psychotherapeut ist eine der Schlüsselfaktoren für erfolgreiches und wirksames gemeinsames Arbeiten. Beide Formate haben zudem das Ziel, die Handlungsoptionen des Klienten im Sinne der gewünschten Zielstellung zu erweitern. Dabei steht grundsätzlich das individu- elle Anliegen und subjektive Erleben des Patienten bzw. des Klienten im Mittelpunkt.

Vorraussetzung fürs Coaching

Coaching richtet sich an Menschen, die psychisch gesund sind, das heißt, dass die Fähigkeiten zum Selbstmanagement des Klienten im Alltag funktionieren. Um die Selbstmanagementfähigkeit wiederher- zustellen, steht die Wiederherstellung der psychi- schen Gesundheit durch die „Psychologische Psy- chotherapie“ an oberster Stelle.

Brauche ich Therapie?

In der Psychologischen Psychotherapie haben Menschen mit psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen die Möglichkeit, diese zu be- arbeiten und die eigene Funktionsfähigkeit wieder- herzustellen. Zu den Erkrankungen zählen z.B.:

  • Psychosen: Schizophrenie, affektive Psychose
  • Bipolare Störung
  • Depressive Episode
  • Abhängigkeitssyndrom von psychotropen Subs- tanzen
  • Angststörungen: Agoraphobie, Panikstörung, Generalisierte Angststörung
  • Persönlichkeitsstörungen: Zwanghafte, Anankasti- sche Persönlichkeitsstörung, emotional instabile Persönlichkeit, Ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung
  • Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Fakto- ren wie z.B. starke Schlaf- und Essstörungen

In der Therapie werden zumeist tiefergehende Probleme sowie traumatische Erlebnisse, welche in der Regel weiter zurückliegenden Ereignissen zu Grunde liegen, bearbeitet.

Psychologische Psychotherapeuten kennzeichnet, dass sie Psychologie studiert haben und an ihren Studienabschluss eine mehrjährige Zusatzausbildung in mindestens einem anerkannten Therapieverfahren angeschlossen haben.

Weiterführende Informationen zur Therapie finden Sie beim Bundesverband Deutscher Psychologin- nen und Psychologen sowie bei der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung und natürlich gibt es auch Informationen zur Psychotherapie bei den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen.

Wofür dann Coaching?

Coaching setzt voraus, dass der psychisch gesunde Mensch aus sich selbst heraus den Wunsch nach persönlichem oder professionellem Wachstum entwickelt hat. Es besteht der Wille, sich selbst zu verändern, zu entwickeln und seine Zukunft zu gestalten.

Die Klienten möchten durch das Coaching ein bestimmtes Ergebnis erreichen, das mit privatem und beruflichem Erfolg in Verbindung steht.

Menschen nutzen Coaching dabei, um ihre berufliche Rolle zu reflektieren, zum Beispiel im Hinblick auf die eigene Karriere, das eigene Rollenverhalten im Team und die Führungskompetenzen. Zudem können private Anliegen bearbeitet werden, zum Beispiel im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung, der sozialen Beziehungen und der eigenen Lebensvision. Zu Fragen, Wünschen und Zielen im Coaching zählen zum Beispiel:

  • Erkennen, wo Sie im Leben stehen, und was Sie tun können, um die Ziele zu erreichen, die für Sie wichtig sind!
  • Verstehen, in welcher Hinsicht Sie sich bisher blo- ckiert und/oder blockiert erlebt haben!
  • Gelassener, distanzierter und damit effektiver lernen, Ihre bisherigen Probleme in neue Mög- lichkeiten zu verwandeln (Voraussetzung ist eine präzise Kenntnis Ihrer Stärken und Ressourcen)!
  • Verbesserung Ihrer Kommunikationsfähigkeiten und -fertigkeiten, Ihrer Empathie zum erfolgrei- cheren Umgang mit relevanten Personen aus Ihrem beruflichen wie privaten Umfeld!
  • Steigerung Ihres Selbstbewusstseins (Selbstre- flexivität), Ihrer Selbstsicherheit und Ihres Selbst- vertrauens zum selbstbestimmteren Umgang mit sich selbst!
  • Steigerung Ihres intuitiven oder ganzheit- licheren Fühlens, Denkens und Entscheidens! Die meisten Entscheidungen entsprechen in dieser überaus komplexen Welt nicht mehr einem „rati- onal choice“ Modell, das eine geradezu irrational anmutende Berechnung aller Folgen und Neben- folgen vorgaukelt, sondern intuitivem Wissen, das aus Erfahrungen, selbstreflexiven Prozessen gespeist wird, die selbstsicher anzuwenden sind.
  • Erhöhung Ihrer Durchsetzungs- und Überzeu- gungskraft! Klarere Sicht auf das Wesentliche durch kritische, selbstbewusste Beurteilung fremdgesetzter Normen und Erwartungen, ver- bessertes Management komplexer Situationen durch erhöhte Entscheidungssicherheit und/ oder Reduzierung von Komplexität!
  • Erweiterung eigener Denk- und Handlungsoptio- nen, Beschreitung neuer Wege, die Sie wirklich weiterbringen, Ihr Leben bereichern, Sie zufrie- dener, sinnerfüllter und (vielleicht) glücklicher machen!

Coaching ist zukunftsorientiert und die Klienten entwickeln Strategien, wie sie ihre Ziele erreichen können und erarbeiten die dafür nötigen Schritte und Aktionen, um diese in der Praxis umzusetzen.

Coaching & Therapie gleichzeitig für sich nutzen

Ja, es besteht durchaus die Möglichkeit, Coaching und Therapie gleichzeitig für unterschiedliche The- men und Anliegen in Anspruch zu nehmen.

Klienten, die ihre tieferliegenden Anliegen, die mit der persönlichen Lebensgeschichte zusam- menhängen, mit ihrem Psychologischen Psycho- therapeuten bearbeiten und darüber hinaus den weiterführenden Wunsch nach persönlichem und professionellem Wachstum besitzen, können das parallel im Coaching tun. Erfahrungsgemäß sollten Therapeut*in und Coach*in voneinander wissen und ihre Rollen sowie die Ziele klar abgrenzen.

Klare Abgrenzung von Therapie und Coaching

Wenn Sie diesen Beitrag lesen und selber gerade überlegen, was für Sie – oder Mitarbeiter, Freunde oder Kollegen passen könnte:

Vermutlich haben Sie beim Lesen schon das Ge- fühl entwickelt, was das stimmige Setting sein könnte. Folgen Sie ihrem Gefühl und sprechen Sie einen Psychologischen Psychotherapeuten oder einen qualifizierten Coach an. Sowohl approbier- te Psychologische Psychotherapeuten als auch ein Coach mit entsprechendem Werdegang, Aus- bildung und Zertifizierung sind darin geschult, die Abgrenzung zwischen Therapie und Coa- ching zu kennen und sollten Ihnen eine entspre- chende, qualifizierte Empfehlung aussprechen können.

Peter Schreuder

Peter Schreuder

Peter Schreuder ist Experte für schwierige Balanceakte & Lösungen in den Bereichen Führung und Leadership. Er ist der Überzeugung, dass Personal- und Organisationsentwicklung zusammen betrachtet werden müssen, damit nachhaltige Veränderungen stattfinden können. Seine positive Grundhaltung und Leistungsorientierung ohne Verbissenheit erleichtert es zügig, kreative, pragmatische und effiziente Lösungen zu entwickeln.
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