Teil des agilen Konzepts sind die sogenannten Retrospektiven, die nach jedem Sprint durchgeführt werden sollen. Auch für agile Projektteams eignen sich regelmäßige Retrospektiven, um gemeinsam aus den Erfahrungen der letzten Wochen zu lernen und sich nicht nur fachlich, sondern vor allem auch in der Zusammenarbeit und Kommunikation zu verbessern. Agilen Strukturen und Projekten liegt immer das agile Manifest zugrunde, sodass Kooperation und Zusammenarbeit sowie das gemeinsame Lernen und sich entwickeln stark im Vordergrund stehen.
Jede Retrospektive hat einen Grundablauf, der durch die jeweilige Gestaltung der einzelnen Phasen abwechslungsreich und kreativ moderiert werden kann. Der Grundablauf einer Retrospektive sieht wie folgt aus:
- Begrüßung, Gesprächsklima schaffen
- Themen sammeln
- Erkenntnisse gewinnen
- Entscheidungen treffen
- Abschluss
Im Internet und in der Literatur finden sich unzählige Ideen und Vorschläge für die kreative und abwechslungsreiche Gestaltung von Retrospektiven, mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zu verbessern. Im Folgenden stellen wir zwei Übungen und Interventionen für die Phase 3 vor, die wir intensiv in der Praxis erprobt haben und für wirkungsvoll halten.
FÜNF STERNE FÜRS TEAM ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Durch Sterne und eine kurze Rezension den aktuellen Stand schnell und übersichtlich darstellen.
Wir alle kennen die Fünf Sterne Bewertungen von Produkten, Dienstleistungen und Unternehmen, die in der Regel auch mit einer kurzen Rezension einhergehen, die die gegebene Anzahl der Sterne kurz begründet.
Jeder Teilnehmer erhält fünf Klebesterne (oder Punkte) und ein halbes Flipchart Blatt sowie fünf Minuten Zeit, zu entscheiden, wie viele Sterne/Punkte er/sie dem letzten Sprint, der letzten Projektphase oder der Zusammenarbeit im Team geben würde und begründet dies kurz stichpunktartig auf dem Flipchart. Wichtig ist, dass die Vorgabe klar formuliert wird, was genau und welcher Zeithorizont bewertet werden soll. Je nach Qualifikation und Reifegrad im Team können an dieser Stelle auch noch einmal kurze Inputs zum Thema „Aktives Zuhören“, „Ich- statt Du-Botschaften“ oder „Feedbackregeln“ geben werden, um diese Themen, insbesondere wenn sie im Team noch nicht so geübt sind, ins Bewusstsein zu rufen.
Dann stellt jeder Teilnehmer seine Bewertung mit der Begründung vor, die anderen Teammitglieder dürfen Fragen zum Verständnis stellen, aber zunächst nicht kommentieren. Die Führungskraft oder eine andere vorher ernannte Person achtet im Rahmen der Moderation hierauf.
Nachdem alle ihre Bewertungen abgegeben haben, betrachtet das Team noch einmal das Gesamtbild der Bewertungen. Die positiven Aspekte dürfen noch einmal wertgeschätzt und anerkannt werden. Für die kritischen Punkte wird ein gemeinsames Brainstorming eröffnet, um Impulse zu sammeln, wie diese Punkte verbessert bzw. abgestellt werden können. Auf dieser Grundlage werden dann Maßnahmen definiert und deren Umsetzung entsprechend eingeleitet.
SCHRIFTLICHES BRAINSTORMING
Durch das schriftliche Brainstorming können auch introvertierte Kollegen mehr zur Retrospektive beitragen und ihr Feedback platzieren.
Die Führungskraft oder eine andere zur Moderation bestimmte Person stellt eine zentrale Frage, z. B. „Mit welchen Maßnahmen können wir uns in der nächsten Iteration verbessern?“. Jeder Teilnehmer erhält ein halbes Flipchart, Blatt und Stifte. Jeder schreibt seine Ideen auf. Nach drei Minuten gibt jeder sein Papier an den Kollegen/die Kollegin weiter und schreibt weiter auf dem Papier, das er bekommen hat. Wenn mit fortschreitender Rotation des Papiers die eigenen Ideen ausgehen, können die Mitarbeiter auch die Ideen ihrer Vorschreiber lesen, die sich bereits auf dem Papier befinden und diese ggf. entsprechend ergänzen.
Bei der Übung gibt es eine klare Regel: Keine negativen Kommentare, jeder schreibt seine Ideen nur einmal auf (Wenn mehrere Leute die gleiche Idee notieren, ist das in Ordnung). Der Moderator/die Moderatorin achtet auf die Zeit und dass die Zettel alle 3 Minuten weitergegeben werden, bis jeder Teilnehmer jeden Zettel einmal hatte. Wenn jede/r dann wieder die Seite hat, mit der er/sie begonnen hat, gilt es jeweils für diesen Zettel die Top 3-Ideen auszuwählen und dann der Gruppe vorzustellen. Der Moderator/die Moderatorin sammelt die jeweiligen Top 3 Ideen auf einem Flipchart für die nächste Phase.